Kopfkino
Ein Redakteurinnengespräch mit Margarethe Maierhofer-Lischka
Kopfkino
kehrt das Innen nach außen.
Montag, 19:30-20:00 Uhr, zweiwöchentlich
Sendungsarchiv
Meine Sendung ist ein wenig als Lockdown-Projekt entstanden, weil ich als Musikerin gemerkt habe, dass ich mich nicht mehr so ausdrücken kann wie vorher, und ich wollte das nicht einfach akzeptieren. Es ist auch ein bisserl Sturheit und die Neugierde etwas Neues zu probieren. So habe ich beschlossen, das Radio als Ausdrucksform für mich zu erobern.
Entweder sitze ich live im Studio oder ich mache eine Performance und zeichne sie auf. Meine Sendung ist für mich ein Freiraum, wo ich ausloten kann, was möglich ist und wo ich in verschiedene Richtungen gehen kann. Es ist eine Mischung aus Improvisation, Klangkunst und Live-Hörspiel. Oft arbeite ich mit Samplern, aber ich mache auch sehr viel live, ich spreche, habe Gegenstände oder andere Klangerzeuger dabei und ich kombiniere bewusst das Digitale und das Analoge. Und es ist auch ein bisschen anarchistisch.
Was reizt dich am Medium Radio?
Radio war für mich von klein auf eines der ersten Medien, die ich aktiv mitbekommen habe. Es hat mich immer fasziniert. Corona hat mir den Anstoß gegeben, da reinzugehen, weil es eine der wenigen Plattformen war, die offen geblieben sind, als alles andere geschlossen wurde. Radio hat für mich in den letzten Monaten eine große Bedeutung bekommen. Ich weiß das auch von anderen Menschen, dass Radiohören wieder wichtig geworden ist. Für mich war es der kreative Freiraum, in dem ich mich ausdrücken kann, obwohl die Öffentlichkeit im physischen Raum nicht gegeben ist. Dafür bin ich extrem dankbar.
Wie kann man deine Sendung wahrnehmen? Siehst du Hörer*innen, die aufmerksam Radio hören oder siehst du Hörer*innen, die zB in der Küche tätig sind?
Ich glaub, es kann ein bisschen beides sein. Es ist so ein Prozess, der anfängt, durch das Zeitkorsett begrenzt wird und wieder zu Ende geht. Aber es fordert definitiv nicht so viel wie ein durchkomponiertes Stück, sondern es gibt auch Passagen, wo ich auch bewusst Ruhe lasse, wo nicht viel passiert und wo es einfach nur rauscht oder so.
Ich hoffe immer, wenn ich beim Machen meiner Sendung in einen Prozess komme, wo es mich selber völlig reinzieht, dass sich das auf die Hörer*innen überträgt. Wenn ich z.B. anfange mit einem ganz banalen Sound und ihn dann loope, entwickelt das einen Sog und dann kommen noch weitere Schichten dazu. Ich frage mich immer wieder, wie hab ich diesen krassen Klang gerade gebaut oder ist das schön? Ich hoffe, dass es Menschen beim Hören auch so geht, wenn sie sich darauf einlassen. Klangkunst- oder Experimentalsendungen sind immer auch etwas Forderndes, weil nicht so viel Vorab-Erklärung oder ein vorgefertigtes Erklärungs- oder Sinnangebot geliefert wird.
Interview: Georg Wissa
Bearbeitung: Marlies Pratter, Manfred Kinzer
© Walther Moser