Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie schrieb das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark gemeinsam mit dem Kulturressort des Landes Steiermark, basierend auf einer Idee der Kronen Zeitung, einen zweistufigen Wettbewerb zur Errichtung von Corona-Denkmälern in der Steiermark aus. 220 Künstlerinnen und Künstler mit Steiermark-Bezug bewarben sich. Eine Jury hat daraus drei Siegerprojekte ausgewählt. Sie wurden von den Künstlern Wolfgang Becksteiner, Werner Reiterer und Michael Schuster entworfen.
Werner Reiterers Corona-Denkmal steht im Leibnitzer Stadtpark und wurde am 18.11.2021 präsentiert. Die Skulptur besteht aus einer 17.000 Kilogramm schweren Kugel aus Eisen und Schwerbeton mit einem Durchmesser von zwei Metern. „Ein Virus ist in der Regel eintausendfach kleiner als eine menschliche Zelle. Wir haben hier eine Kugel, die zwei Meter im Durchmesser hat und wir stehen im Leibnitzer Stadtpark auf einem Areal, wo wir ungefähr zwei Kilometer im Durchmesser Sichtachsen haben. Das heißt, es wird skulptural nachgestellt, was wir sonst nur im Mikroskop beobachten können.“ sagt der Künstler.
Über die nächsten etwa einhundert Jahre wird die Kugel nach und nach im Erdboden versinken. Die Skulptur visualisiert dadurch metaphorisch den Prozess, bei dem ein Virus in die menschliche Zelle gelangt, nimmt aber auch Bezug auf das plötzliche Auftauchen des Virus. Durch das Eindringen der Kugel in die Erde wird außerdem der Aspekt der Erinnerung beziehungsweise des Vergessens thematisiert. Die letzte globale Pandemie traf unsere Erde in den Jahren 1918 bis 1920 in Form der Spanischen Grippe und forderte weltweit geschätzte 50 Millionen Todesopfer. Bis zum Ausbruch der jüngsten Pandemie waren sich die wenigsten Menschen dieser geschichtlichen Katastrophe gewahr. Sowohl Pandemie als auch die Kugel werden nach ihrem Verschwinden entweder im Gedächtnis unserer Nachfahrinnen und Nachfahren verankert bleiben oder in Vergessenheit geraten sein.
Valerie Quade ist im Gespräch mit Künstler Werner Reiterer und Kuratorin Elisabeth Fiedler. Dass Kunst und Kultur auch in einer Pandemie wichtiger Teil der Gesellschaft sind, sowohl für das Wohl der Menschen als auch für die Wirtschaft, erörtert Fiedler im Interview. Gerade in einer Pandemie, wo ein sachlicher Diskurs unabdingbar ist, soll Kunst wichtige Fragen stellen. „Der öffentliche Raum ist kein Wohnzimmer, sondern er ist ein Verhandlungsraum und dort ist es wichtig und wesentlich, die Probleme unserer Zeit anzusprechen und darüber zu diskutieren. (…) Kunst ist nie dazu da, Lösungen zu bieten, sondern um Fragen zu stellen.“
Foto: Elisabeth Fiedler (Leiterin Institut für Kunst im öffentlichen Raum und Jury-Mitglied) und Künstler Werner Reiterer im Funkhaus, Copyright: Valerie Quade