Frequently Asked Questions
"Klartext: Schaden die Corona-Proteste der Demokratie?" Teil 1
Sendetermin 10.02.2022 16:00 bis 16:30In den nächsten drei Sendungen bringen wir die Diskussion "Klartext: Schaden die Corona-Proteste der Demokratie?", veranstaltet von der Grünen Akademie am 9.2.2022 in drei Teilen, heute Teil 1.
Es diskutierten:
- Ruth Wodak, Linguistin, Sprachsoziologin, Expertin für Identitätspolitik, Rassismus und Antisemitismus
- Andreas Peham, Politikwissenschafter, Rechtsextremismusexperte, Antisemitismusforscher und Mitarbeiter im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstand und
- Christian Kozina, Gemeinderat der Grazer Grünen.
- Moderation: Martin Hochegger
An dieser Stelle herzlichen Dank für die Erlaubnis zur Übernahme bei Frequently Asked Questions.
In diesem ersten Teil bringt Christian Kozina ein, dass man Proteste per se nicht als demokratiegefährend betrachten kann und sollte. Außerdem plädiert er dafür, die Perspektive von Ungeimpften, die in ihren Freiheitsrechten stark eingeschränkt werden, zu berücksichtigen.
Auch Ruth Wodak sieht Protest immer wichtig für eine Demokratie. Dennoch müsse man sich überlegen, wofür man eintritt und welches Mittel man für den Protest wählt. Sie kritisiert insbesondere die Krisenkommunikation, die nicht eingehaltenen Versprechen der Regierung wie beispielsweise die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie, die zu diesem Zeitpunkt nicht angebracht war.
Andreas Peham sieht ein großes Risiko für den Boden seiner Arbeit - die politische Bildung und Antidiskriminierungsarbeit mit Jugendlichen in Schulklassen. Diese als "soft skills" geltenden Bildungsziele sieht er als jene Bereiche, wo man in den Schulen als letztes beginnt, aufzuholen, hinter allen anderen Schulfächern. Außerdem warnt er stark vor Verharmlosungen jener Menschen, die bei den Corona-Demos mitmarschieren, seien diese doch von rechtsextremen Organisationen oder Personen organisiert und angeführt.
[Text aus der Veranstaltungsbeschreibung]
Die Pandemie fordert unsere Gesellschaft und ihre demokratischen Einrichtungen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Der Ruf der neoliberalen Apologeten nach einem „schlanken Staat“ ist zwischendurch verstummt. Die Menschen wollen einen starken, entscheidungsfähigen Staat, der entsprechende Regulierungen in Gang setzen und sie damit aus der Pandemie-Krise herausführen soll: einen Krisenretter-Staat. Diesen Auftrag erfüllt die Regierung als Repräsentantin der Gesellschaft.
Auf der anderen Seite fühlen sich viele Menschen in ihren Grund- und Freiheitsrechten eingeschränkt. Sie lehnen Maßnahmen und Regeln ab, bezeichnen sie als diktatorische Eingriffe in die persönliche Lebensgestaltung, misstrauen wissenschaftlichen Fakten und glauben an die große Verschwörungserzählung. Unbehagen schlägt in Wut und Hass um.
Befeuert werden diese Emotionen durch Rechtsextreme, Staatsverweigerer, Nazis und allen voran die FPÖ, die die Krise wie die Luft zum Atmen braucht. Tätliche Übergriffe, antisemitische Entgleisungen, bedrohliche Aufmärsche vor Kranken- und Pflegeeinrichtungen und schamlose Instrumentalisierung von Kindern durch ihre Eltern prägen die Proteste.
Stehen wir vor einer Spaltung unserer Gesellschaft?
Kippt unser demokratisches System?
Steht eine emotionale Eskalation bevor?
Befindet sich die Demokratie in einer Krise?
Diesen und ähnlichen Fragestellungen wird in dieser Diskussion nachgegangen.
Die Klartext-Reihe der Grünen Akademie ist eine Reihe, die aktuelle, politisch relevante Themen aufgreift und einen Rahmen schaffen will, diese in einer offenen, kritischen und respektvollen Art zu diskutieren und zu reflektieren.
Information zur Sendereihe
Seit dem 16. März 2020 – dem ersten Tag des ersten Lockdowns – begleiten wir mit dieser Sendereihe durch den neuen und gesamtgesellschaftlich herausfordernden Alltag. Die Sendefrequenz hat sich mittlerweile von anfangs fünf Mal auf zwei Mal die Woche reduziert. Unsere Redaktion gestaltet dieses halbstündige Gesprächs-Format auf Deutsch und Englisch zu Themen rund um die vielseitigen gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Jede:r ist individuell davon betroffen – ob auf persönlicher oder beruflicher Ebene – das zeigt sich in der breiten Palette unserer Gesprächspartner:innen. Wir befragen unterschiedlichste Akteur:innen, angefangen von Medien-, Kunst- und Kulturschaffenden, über Menschen in Gesundheits- und Sozialberufen, bis hin zu sozial- und politikwissenschaftlichen Expert:innen und Autor:innen dazu, wie es ihnen in dieser Krise geht, welche Maßnahmen sie im Umgang damit entwickelt haben, welche Prognosen sie haben und welche Forderungen sie an Entscheidungsträger:innen stellen.
Als Medium der Gegenöffentlichkeit geben wir aber auch zivilgesellschaftlichen Vertreter:innen aller Altersstufen im In- und Ausland eine Stimme und lassen sie erzählen, welche Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Wünsche sie gerade umtreiben. Wir wollen gegen Fake-News und Verschwörungsmythen rund um Covid-19, aber auch gegen autoritäre Tendenzen und Panik antreten. Die Sendereihe versteht sich nicht zuletzt auch als ein Archiv der Auswirkungen dieser Pandemie für die Zukunft. Im Programm finden sich neben eigens produzierten Gesprächen fallweise auch Übernahmen anderer Freier Radios zum Thema Covid-19. Die Sendereihe entstand zunächst in Kooperation mit KIT Land Steiermark (Krisenintervention und Interkonfessionelle Akutbetreuung), mittlerweile besteht diese Kooperation nicht mehr. Eine besondere Ehrung wurde der Redaktion mit der Verleihung des Alternativen Medienpreises 2021 zuteil.
Beinahe 300 Beiträge zum Nachhören finden sich im Sendungsarchiv: https://cba.fro.at/series/frequentlyaskedquestions
Podcast-Feed: https://cba.fro.at/series/frequentlyaskedquestions/feed
Aktuelle Sendungstipps: https://helsinki.at/program/shows/frequentlyaskedquestions
Aktuelle Sendungsankündigungen kommen auch über die Facebook-Seite von Radio Helsinki.
FAQ-Redaktion
Email: faq@helsinki.at
Website: https://helsinki.at/news/corona-update/