Zwischen Einsamkeit und Zusammenhalt
Begegnungsräume: Sprachen-Cafés in Vorarlberg [Radio Proton]
Sendetermin 10.11.2023 16:00 bis 16:30
Ungefähr 7000 Sprachen gibt es insgesamt auf der Welt. Über Sprache treten wir in Austausch mit anderen Menschen, vermitteln wir unsere Ideen und Gefühle. Unsere Sprache gehört auch zu unserer Identität. Wie ist es aber, wenn ich in einer Gesellschaft lebe, in der meine Sprache nicht die Standardsprache ist. Proton – das freie Radio hat sich für das Gemeinschaftsprogramm der Freien Radios mit dem Sprachenhock der Marktgemeinde Hard und dem DeutschCafé in der Stadt Hohenems in Verbindung gesetzt, um zu erfahren, wie Sprachencafés „Zwischen Einsamkeit und Zusammenhalt“ funktionieren und ob durch sie Gemeinschaft entsteht.
Der Sprachenhock in der Marktgemeinde Hard ist regelmäßiger Treffpunkt für Menschen, die ihre Kenntnisse in Italienisch, Spanisch und Französisch aktivieren wollen. Hier wird also in einer Fremdsprache gesprochen. Die Moderatoren und Moderatorinnen sind Muttersprachler. Im DeutschCafé in Hohenems treffen sich seit 2015 wöchentlich Menschen aus verschiedensten Ländern und lernen und sprechen gemeinsam Deutsch, also die hier geltende Standardsprache, die für sie alle eine Fremdsprache ist. Beide Formen - Sprachenhock und Deutschcafé - haben ähnliche Ziele und ähnliche Wirkung.
In der Sendung zu hören sind Jaqueline, Verantwortliche für Integration und Migration und Zusammenleben in der Marktgemeinde Hard und eine der Moderator*innen des Sprachenhocks, Daniela sowie vom DeutschCafé in Hohenems die Lehrenden Birgit und Joachim, sowie die Teilnehmenden Achmed, Erika, Fadia und Svetlana.
Bild (c) Mariacher, Marktgemeinde Hard
Information zur Sendereihe
Ein gemeinsamer Sendeschwerpunkt der Freien Radios in Österreich.
Wir leben in einer Zeit, in der Regierungen Einsamkeits-Ministerien einrichten, weil immer mehr Menschen sozial isoliert sind und den Anschluss an die Gesellschaft, in der sie leben, verlieren. Die Lockdowns der Covid-19 Pandemie haben dabei nur einen Trend verstärkt, der eine Folge u.a. des Abbaus sozialstaatlicher Strukturen, von neoliberalem Leistungsdruck, der Digitalisierung sozialer Beziehungen, von demografischen Entwicklungen und Urbanisierungsprozessen ist.
Rechtspopulistische Bewegungen greifen diesen Trend auf und machen Angebote für Gemeinschaft, die auf Einheit, Gleichartigkeit und dem Ausschluss der ‚Anderen‘ beruht. ‚Leave no one behind‘ ist dem gegenüber ein Slogan, der soziale Inklusion und Solidarität als Basis einer offenen Gesellschaft versteht.
Aber welche Verbindungen mit Anderen brauchen wir eigentlich? Mit wem fühlen wir uns verbunden, wo möchten wir dazugehören?
Und welche Funktionen kann Gemeinschaft haben?
Wie entsteht Gemeinschaft und an welchen Orten kann sich Gemeinschaft bilden? Wie müssen unsere Städte gestaltet sein, um sozialen Anschluss zu ermöglichen? Ist die überschaubare Dorfgemeinschaft mit ihrer sozialen Kontrolle eine Lösung – oder eine Drohung?
Wie vertragen sich Gemeinschaft und Diversität? Wie kann eine Gemeinschaft der Vielen aussehen und unter welchen Bedingungen kann sie gelingen?
Community Radios sind mit diesen Fragen in ihrer tagtäglichen Arbeit beschäftigt. Schließlich besteht ihr Anspruch darin, einen gemeinsamen medialen Raum für verschiedenste gesellschaftliche Gruppen und Interessen herzustellen. Sie verstehen sich als Projekte gegen die Vereinzelung in der Vielfalt der Bubbles, als Orte, an denen gesellschaftliche Teilhabe und Auseinandersetzung konkret gelebt wird.
Im diesjährigen gemeinsamen Sendeschwerpunkt setzen die österreichischen Freien Radios ihre eigene Arbeit in den Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen und gehen den vielfältigen Aspekten von Individualisierung und Gemeinschaft nach.
Zwischen Einsamkeit und Zusammenhalt – Was schafft Gemeinschaft ist der gemeinsame Themenschwerpunkt der Freien Radios in Österreich 2023.
Von 26. Oktober bis 14. November 2023 – in deinem Freien Radio & hier als Podcasts.