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Die Weihnachtsringsendung: Radio als NS-Propaganda im Krieg.

Sendetermin 23.12.2013 10:30 bis 12:00
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Feature/Magazin

Weihnachten 1942 standen die Truppen des nationalsozialistischen Regimes vor Stalingrad. Eine Materialschlacht. Es sollte eine entscheidende Niederlage für das Dritte Reich werden. Mit allen Mitteln kämpfte die nationalsozialistische Propaganda darum, die Massen einzuschwören. Ein Sprecher - Alle gehorchen. Das Radio sollte die Massen gleichschalten und Kritik ausschalten. Der Soziologe Leopold von Wiese bezeichnete das Radio die "kulturelle SS". Das Radio, ein Befehlsmedium: "An Alle" und "Achtung, Achtung" waren die bevorzugten Ansprachen der Volksempfänger.

Die Weihnachstringsendungen sind noch erhaltene Beispiele für die nationalsozialistischen Propaganda. Das Radio sollte die Grußbotschaften aller Frontabschnitte in die Wohnzimmer des Reichs bringen und Gemeinschaft stiften. Als Livesendung inszeniert meldeten sich die Soldaten zu Hause bei ihren Familien. Höhepunkt war das gemeinsam gesungene "Stille Nacht". Alles Lüge ein groß angelegtes Hörspiel der Propaganda. Die Sendungen waren vorproduziert und die Sounds manipuliert. Distanzen sollten durch künstliche Störungen, wie Rauschen und Verzerrungen hörbar gemacht werden.

Die Weihnachtsringsendung ist nur eine von vielen Formen, wie das Massenmedium Radio zur Propaganda eingesetzt wurde.

Ralf Wendt von Radio Corax über nationalsozialistische Propaganda im Massenmedium Radio. Die Sendung ist nachzuhören auf dem Archiv der Freien Radios: http://www.freie-radios.net/2930 Die Schlacht um Stalingrad im Nazi-Rundfunk.

Literatur: Dominik Schrage (2005): Singt Alle mit uns gemeinsam in dieser Minute. Sound als Politik in der Weihnachtsringsendung 1942. In: Daniel Gethmann, Markus Stauff (Hg): Politiken der Medien. Diaphanes. München, 2005.


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