Das wilde Denken – Kulturanthropologische Gespräche

Privilegierte Migrantinnen? Geschlecht und hochqualifizierte Migration nach Österreich. Mit Johanna Stadlbauer (WH)

Sendetermin 17.11.2014 06:30 bis 07:30
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Talk/Diskurs

Als "Expatriates" wird eine sehr spezielle Gruppen von Migrant_innen bezeichnet: Im Unterschied zu Migrant_innen, die etwa eine existenzielle Notlage zum Auswandern bewegt, werden Expatriates von Unternehmen oder Organisationen ins Ausland beordert oder angefragt. Dort beziehen die am internationalen Markt begehrten Arbeitskräfte hochbezahlte Stellen und bilden eine transnationale und hochmobile Elite. Vor dem Hintergrund einer globalisierten und flexibilisierten Wirtschaft leben diese Akteur_innen jedoch nur für eine festgelegte Zeitspanne in einem anderen Land - und wollen später weiterziehen.

Johanna Stadlbauer beschäftigte sich in ihrem Dissertationsprojekt Privilegierte Migrantinnen? (Narrative) Entwürfe des Daseins als »Expatriate Spouse« in Österreich jedoch weniger mit den hochqualifizierten Arbeitskräften selbst, sondern mit den Partnerinnen von männlichen Expatriates; mit Frauen also, die aufgrund der hochbezahlten Arbeit ihres Mannes mit ihm nach Österreich ziehen. Wie sieht die Lebenswelt einer "Expatriate Spouse" in Österreich aus? Wie gehen diese teilweise selbst hochqualifizierten Frauen mit dieser veränderten Lebensbedingung um? Wie erzählen sie die Geschichte ihrer Migration?

Aus Sicht einer kritischen Migrations- und Geschlechterforschung ist dieser Lebensumstand in mehrfacher Hinsicht interessant. Denn obwohl die Frauen in Österreich keine existenzielle Not erleben, befinden sie sich in einer ambivalenten Situation: Oftmals ist es den Frauen nicht möglich, selbst einer Lohnarbeit nachzugehen und sind daher zur "Untätigkeit" gezwungen. Manche Frauen erzählen die Geschichte ihrer Migration daher als befreiendes oder entspannendes Erlebnis, bei anderen überwiegen Gefühle der Exklusion und Fremdheit. Gleichzeitig kann die oftmals neu erlebte Abhängigkeit auch einen Druck auf die Beziehung und die Geschlechter- und Identitätskonstruktionen ausüben.

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Information zur Sendereihe

Das wilde Denken – Kulturanthropologische Gespräche
Mit Robin und Ruth

Die Kulturanthropologie erforscht kulturelle Prozesse mit einem Fokus auf die Perspektive der Akteurinnen und Akteure. Unter Kultur versteht sie „The whole way of life“, sie erforscht die Lebensweise von Menschen und ergründet Bedeutungen und Zusammenhänge.

In Das wilde Denken sprechen Ruth Eggel und Robin Klengel mit jungen Wissenschaftstreibenden vom Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Uni Graz über ihre aktuelle Forschung. Diskutiert werden Kulturanalysen zwischen Facebook und Ich-AG, Swingerclub und Wartezimmer, Prekarisierung und Selbstverwirklichung.

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