Memory Lane

Holocaust in Liebenau und Pocahontas II

Sendetermin 30.12.2017 01:00 bis 03:00
Experimentell

71 Jahre nach dem Holocaust in Liebenau [c/o SMZ Liebenau]

Ein Menschenleben ist vergangen – seit dem der Nationalsozialismus in den Tod marschiert ist. Auch durch Graz: tausende ungarische Jüdinnen und Juden sind durch die Steiermark nach Mauthausen, ins KZ, in den Tod getrieben worden. Viele starben schon vorher, durch Krankheit, am Hunger, am Sadismus der Peiniger. Doch organisiert wurde der Todesmarsch in Graz.

„Mehr als 7000 halbverhungerte und kranke jüdische OstarbeiterInnen wurden durch die Steiermark und Graz getrieben, Hunderte von Ihnen noch in den letzten Kriegstagen im April 1945 im Lager Liebenau und in der Kaserne Wetzelsdorf von Angehörigen des Werkschutzes des Steyr-Daimler- Puchwerks und der SS ermordet und in Bombentrichtern verscharrt.“ (Text – Sozialmedizinisches Zentrum Liebenau)

Aufgearbeitet worden, so richtig, ist diese Geschichte nie! Das Lager V in Graz Liebenau, ein Ort des Völkermordes, wurde überbaut. Die Bombentrichter gefüllt, auch mit den Leichen der ermordeten ungarischen Jüdinnen und Juden. 53 Menschen wurden gefunden. Wieviele Menschen hier noch begraben liegen, unter den Häusern, niemand weiß es und nichts erinnert an die Opfer.

Ein Ort kann nicht gesund werden, wenn er ein Knochenacker ist. Das zu ändern, die Geschichte aufarbeiten und das Gedenken an die Opfer würdigen, das ist das Verdienst des sozialmedizinischen Zentrums in Graz Liebenau. Die ärztlichen Leiter, Gustav Mittelbach und Rainer Possert beschäftigen sich mit Verbrechen des Nationalsozialismus.

Am 09. April 2016 wurde zur vierten Gedenkfeier geladen. Zum Gedenken an die Opfer gesprochen haben:

Helmut Konrad –  Institut für Geschichte der Universität Graz
Rainer Possert – Sozialmedizinisches Zentrum Liebenau
Joachim Hainzl – Verein Xenos und Mauthausen Kommittee
Heinz Anderwald – Israelitischer Kultusverein Graz
Paul Gulda – Pianist und Komponist und Mitglied von REFUGIUS, Gedenkverein der Massaker von Rechnitz.
Grußbotschaft der israelischen Botschafterin in Wien, Frau Talya Lador-Fresher.

Sie hören auch den Pianisten Paul Gulda mit Stücken von Johann Sebastian Bach und Rezitationen von Martin Buber.

Gestaltet von Walther Moser

17.04. 2016

 

Klaus Theweleit: Pocahontas II. Buch der Königstöchter

Man muss sehen, daß die Grundfesten unserer Kultur die Gewalt ist!„, sagt der Schriftsteller und Kulturwissenschafter Klaus Theweleit.

Die „Geschichte der Gewalt“ ist zum Lebensprojekt von Klaus Theweleit geworden. Von den antiken Quellen bis zur gegenwärtigen Popkultur, von Homer bis Walt Disney hat Klaus Theweleit vor allem eines gelernt: im Glanz der Leistungen wird gern übersehen, dass die europäische Kultur in Blut begründet wurde, durch Eroberung, Krieg, Niederwerferung und Vergewaltigung.

So setzt sich die Geschichte des Mittelmeeres jenseits des Atlantiks fort, als Kolonisierung, genauso grausam, wie Sigrid Löffler eingangs des Gesprächs mit Klaus Theweleit auch anspricht.

Zu Klaus Theweleit: Seit nunmehr fast vierzieg Jahren, bekanntgeworden mit dem Buch „Männerphantasien“ schreibt Klaus Theweleit über die Geschichte der Gewalt, besonders der männlichen Gewalt. In vier Bänden befasst sich Klaus Theweleit nun mit den großen Mythen von der Antike bis zur Gegenwart, von Medea bis Pocahontas. Naheliegend nennt Klaus Theweleit seine vier Bände zur Geschichte der Gewalt den „Pocahontas Komplex“.

Die Publizistin und Literaturkritikerin Sigrid Löffler hat mit Klaus Theweleit am 04. Juni 2013 diskutiert. Eingeladen haben die Akademie Graz und das Literaturhaus Graz.

Gestaltung und Moderation der Sendung, Walther Moser.

15.11.2014

Information zur Sendereihe

Memory Lane
Quer durch die Bank aus dem Sendungsarchiv von Radio Helsinki

Alte und neuere hörenswerte Sendungen aus dem Radio Helsinki Archiv.

 

David Künstner
Email: programmrat@helsinki.at


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