VON UNTEN im Gespräch

WH: Die langen Schatten des Kolonialismus

Sendetermin 08.09.2020 07:30 bis 08:30
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Nachrichten/Info

Die VON UNTEN-Redaktion ist zurück aus der Sommerpause. Heute hört ihr eine Übernahme von südnordfunk, die Sendung der nordsüdpolitischen Zeitschrift iz3w, zu hören bei Radio Dreyeckland. Diese Ausgabe beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Kolonialismus heute. Dazu hört ihr folgende Beiträge:

Frankreichs koloniales Erbe. Wie Haiti zu einem der ärmsten Länder der Welt wurde.
Anfang des 19. Jahrhunderts war Haiti der erste unabhängige Staat in ganz Lateinamerika. 1791 begann der Weg zur Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich mit einem Aufstand von Sklav*innen. Über 20 Jahre später, im Jahr 1804 wurde aus der französischen Kolonie Saint-Domingue der Staat Haiti - und der Kampf der Sklav*innen zur ersten erfolgreichen Rebellion Versklavter in der Geschichte. Doch Frankreich hat das lange nicht akzeptiert und verlangte eine Entschädigung von 150 Millionen Francs von dem Inselstaat. Ihr hört ein Interview mit Marlene Daut über Frankreichs koloniale Praktiken in Haiti. Sie lehrt an der University of Virginia und hat mehrere Bücher und Artikel zur Haitianischen Revolution veröffentlicht. Ein Beitrag von Adèle Cailleteau.

Langzeitstudie zur Tagesschau. Wenn der Globale Süden kein Thema ist
Wer abends um acht pünktlich vor dem Fernseher sitzt und die Tageschau einschaltet, hat oft das Gefühl: Die wirklich wichtigen Dinge auf der Welt passieren in Europa, den USA und dem Nahen Osten. Politische Ereignisse aus den Ländern Lateinamerikas und Afrikas sind viel seltener eine Nachricht wert. Der Germanist Ladislaus Ludescher wollte diesen Eindruck in Zahlen messen und hat deswegen eine Langzeitstudie gemacht. Dafür hat er 10 Jahre Tagesschau und andere Leitmedien ausgewertet und sich angeschaut, welche Länder wie oft Thema sind. Die Ergebnisse sind deutlich: Gemessen an der Bevölkerungszahl kommen Europa, die USA und der Nahe Osten überproportional oft in der Tagesschau vor. Die Länder Lateinamerikas und Afrikas und die Südpazifikregion werden dagegen vernachlässigt. Im Interview mit Radio Corax erklärt Ladislaus Ludescher zuerst, welche Folgen diese verzerrte Repräsentation hat.

Zur Überschneidung von Klassismus und Rassismus: „Individualisierung macht Diskriminierung unsichtbar“.
Wenn Schwarze Menschen arm sind, erleben sie andere Formen der Diskriminierung als arme weiße Menschen oder reiche Schwarze. Diese Diskriminierungen sind durch globale Machtstrukturen wie Kolonialismus und Kapitalismus gewachsen. Und haben ganz konkrete Auswirkungen- zum Beispiel in Deutschland. Im Gespräch erklärt die Politikwissenschaftlerin Dimitra Dermitzaki vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung, was die Intersektion von Rassismus und Klassismus bedeutet und welches Ausmaß sie in Deutschland hat. Ein Interview von Antonia Vangelista.

"Safranisierung" durch die hindunationalistische Regierungspartei BJP- War‘s das mit Indiens säkularem Pluralismus?
Das indische Parlament verabschiedete im Dezember letzten Jahres ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz, den Citizenship Amendment Act (CAA), welcher Migration von Menschen verschiedener Religionen und Ethnien aus umliegende Staaten erleichtern soll, Muslime*a aber ausdrücklich ausklammert. Knapp 2 Millionen indische Muslime*a fürchten nun, von der hindunationalistischen BJP Regierung staatenlos gemacht zu werden. Dagegen gab es riesige Proteste, die im Februar bei den Ausschreitungen in Delhi einen brutalen Höhepunkt erreichten: dutzende Menschen – vor allem Muslime – wurden vom hinduistischen Mob getötet. Der Gesetzesvorstoß hat systematische pogromartige Angriffe auf die muslimische Bevölkerung wieder befeuert. Inzwischen haben mindestens acht indische Bundesstaaten angekündigt, das Gesetz nicht zu implementieren.
Lalit Vachani, Wissenschaftler, Dozent an der Uni Göttingen und Dokumentarfilmer, sieht das Land in eine autoritäre, hindunationalistische Richtung wandern. Die Regierungspartei BJP kommt aus der Tradition der hindunationalistischen Organisation RSS. unter verschärften Bedingungen, wie der Ausgangssperre aufgrund der Gesundheitskrise nach dem ersten Lockdown am 4. März sieht Vachani antimuslimischen Rassismus weiter anwachsen. Ein Beitrag von Meike Bischoff.

 

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Interviews und Gespräche der VON UNTEN-Redaktion und von Sendungsmachenden von Radio Helsinki sowie aus den Freien Radios.

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Email: vonunten@helsinki.at


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