Frequently Asked Questions
"Individualisierung der Schande" - Klassistische Diskriminierung durch Pandemie-Maßnahmen
Sendetermin 24.09.2021 16:00 bis 16:30Zu Gast in der heutigen Sendung: Betina Aumair, Autorin und Literaturwissenschaftlerin, Ulli Weish, Geschäftsführerin von Radio Orange. Wir sprechen darüber, wo die Pandemie-Maßnahmen klassistische Diskriminierung mit sich bringen.
"Klassenreise - wie die soziale Herkunft unser Leben prägt" ist der Titel des Buches von Brigitte Theißl und Betina Aumair. Es enthält elf Portraits, deren Geschichte mit dem Mythos „Aufstieg durch Leistung“ brechen. Sie machen deutlich, wie stark uns die soziale Herkunft prägt und welche Rolle dabei Geschlecht oder Migration spielen.
Die neoliberale Ideologie, jeder Mensch sei für den eigenen Aufstieg und Erfolg selbst verantwortlich, dominiert unsere Welt im heutigen spätkapitalistischen Zeitalter, so Ulli Weish im Interview. Sie spricht von einer „Individualisierung der Schande“, unter der Menschen leiden, die im vermeintlichen „Fahrstuhl nach oben“ nicht mitfahren können. Dieses dominierende, aber schiefe Bild belastet Betroffene mit Scham und Schweigen. Auch in den Corona-Pandemie-Maßnahmen zeigen sich für die beiden Gesprächspartnerinnen Muster klassistischer Diskriminierung. Betina Aumair nennt nur einige der vielen Gesichter: Moralische Erhabenheit gegenüber Menschen, die Hamsterkäufe machen, steigender Selbstoptimierungsdruck, Shaming von Menschen, die sie nach wie vor draußen treffen, um engen Wohnverhältnissen zu entkommen. Mehr dazu im heutigen Interview.
Beide Interview-Partnerinnen sind gerade im Rahmen der Radio Helsinki Tagung "Salonfähig und normal? Rechte und autoritäre Verschiebungen als Herausforderung für Journalismus und Medienfreiheit" zu Gast in Graz.
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Das Buch „Klassenreise“ erschien beim ÖGB-Verlag.
Klappentext: Klassenreisende begeben sich auf einen Weg, der für sie nicht vorgesehen ist: Aufgewachsen in einkommensarmen Haushalten sind sie oft die ersten in der Familie, die an einer Universität studieren. Weder in der einen noch in der anderen Welt zuhause, fühlen sich viele ihr Leben lang im Dazwischen. Dort, wo sie sind, dürften sie eigentlich nicht sein. Sie erleben den „Aufstieg“ als Chance, aber auch als Bruch und als schmerzhafte Erfahrung. Die Autorinnen porträtieren elf Personen, deren Geschichte mit dem Mythos „Aufstieg durch Leistung“ brechen. Sie machen deutlich, wie stark uns die soziale Herkunft prägt und welche Rolle dabei Geschlecht oder Migration spielen. Die Klassenreisen- Porträts sind aber auch ein Stück Zeitgeschichte, sie erzählen vom Stadt-Land- Gefälle, von Regionalentwicklung und österreichischer Sozialpolitik.
Autorinnen:
Betina Aumair, Literaturwissenschafterin, Erwachsenenbildnerin
Brigitte Theißl, Journalistin, Erwachsenenbildnerin
Information zur Sendereihe
Seit dem 16. März 2020 – dem ersten Tag des ersten Lockdowns – begleiten wir mit dieser Sendereihe durch den neuen und gesamtgesellschaftlich herausfordernden Alltag. Die Sendefrequenz hat sich mittlerweile von anfangs fünf Mal auf zwei Mal die Woche reduziert. Unsere Redaktion gestaltet dieses halbstündige Gesprächs-Format auf Deutsch und Englisch zu Themen rund um die vielseitigen gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Jede:r ist individuell davon betroffen – ob auf persönlicher oder beruflicher Ebene – das zeigt sich in der breiten Palette unserer Gesprächspartner:innen. Wir befragen unterschiedlichste Akteur:innen, angefangen von Medien-, Kunst- und Kulturschaffenden, über Menschen in Gesundheits- und Sozialberufen, bis hin zu sozial- und politikwissenschaftlichen Expert:innen und Autor:innen dazu, wie es ihnen in dieser Krise geht, welche Maßnahmen sie im Umgang damit entwickelt haben, welche Prognosen sie haben und welche Forderungen sie an Entscheidungsträger:innen stellen.
Als Medium der Gegenöffentlichkeit geben wir aber auch zivilgesellschaftlichen Vertreter:innen aller Altersstufen im In- und Ausland eine Stimme und lassen sie erzählen, welche Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Wünsche sie gerade umtreiben. Wir wollen gegen Fake-News und Verschwörungsmythen rund um Covid-19, aber auch gegen autoritäre Tendenzen und Panik antreten. Die Sendereihe versteht sich nicht zuletzt auch als ein Archiv der Auswirkungen dieser Pandemie für die Zukunft. Im Programm finden sich neben eigens produzierten Gesprächen fallweise auch Übernahmen anderer Freier Radios zum Thema Covid-19. Die Sendereihe entstand zunächst in Kooperation mit KIT Land Steiermark (Krisenintervention und Interkonfessionelle Akutbetreuung), mittlerweile besteht diese Kooperation nicht mehr. Eine besondere Ehrung wurde der Redaktion mit der Verleihung des Alternativen Medienpreises 2021 zuteil.
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