Frequently Asked Questions
"Die prekäre Situation hat sich verschärft" - Sexarbeit in der Pandemie
Sendetermin 03.02.2022 16:00 bis 16:30Michaela Engelmaier arbeitet beim Frauenservice Graz. Sie macht die Projektleitung bei SXA-Info und Streetwork, einem Projekt, das Sexarbeiter:innen berät und unterstützt. Außerdem ist sie Soziologin und macht Sozialberatung und Workhops zu Gewaltprävention. Im Interview mit Valerie Quade spricht sie über die Missstände, die sich während der Pandemie verschärft haben. Gemeinsam mit weiteren Organisationen schließt sich SXA in der Allianz für Sexarbeiter:innen zusammen.
Von Seiten vieler Behörden, von gesellschaftspolitischen Akteur*innen und diversen Gruppierungen werden Sexarbeiter:innen als von Gewalt und Ausbeutung betroffene Opfer, kriminelle oder amoralische Personen sowie als Überträger*innen von Krankheiten gesehen. Migrantische Sexarbeiter*innen werden häufig mit Betroffenen von Menschenhandel gleichgestellt.
"Diese Fremdzuschreibungen führen zu Stigmatisierung, Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung und Abwertung. Außerdem wird den Sexarbeitenden durch diese Zuschreibung einer generalisierenden passiven Opfer-Rolle jede Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit aberkannt." sagt Engelmaier. Vielmehr brauche es eine einheitliche Gesetzgebung in Österreich und eine Abschaffung der Zwangsuntersuchungen.
Durch die andauernde Covid-19-Pandemie hat sich die prekäre Situation von Sexarbeiter*innen in Österreich noch verschärft. "Diese Pandemie war und ist von Berufsverboten und Diskriminierung gekennzeichnet. Die ständige Diskriminierung von Sexarbeiter*innen gegenüber anderen Berufsgruppen ist Ausdruck gesellschaftlicher Moralvorstellungen und darf die Legislative nicht beeinflussen."
Bild: Frauenservice Graz
Information zur Sendereihe
Seit dem 16. März 2020 – dem ersten Tag des ersten Lockdowns – begleiten wir mit dieser Sendereihe durch den neuen und gesamtgesellschaftlich herausfordernden Alltag. Die Sendefrequenz hat sich mittlerweile von anfangs fünf Mal auf zwei Mal die Woche reduziert. Unsere Redaktion gestaltet dieses halbstündige Gesprächs-Format auf Deutsch und Englisch zu Themen rund um die vielseitigen gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Jede:r ist individuell davon betroffen – ob auf persönlicher oder beruflicher Ebene – das zeigt sich in der breiten Palette unserer Gesprächspartner:innen. Wir befragen unterschiedlichste Akteur:innen, angefangen von Medien-, Kunst- und Kulturschaffenden, über Menschen in Gesundheits- und Sozialberufen, bis hin zu sozial- und politikwissenschaftlichen Expert:innen und Autor:innen dazu, wie es ihnen in dieser Krise geht, welche Maßnahmen sie im Umgang damit entwickelt haben, welche Prognosen sie haben und welche Forderungen sie an Entscheidungsträger:innen stellen.
Als Medium der Gegenöffentlichkeit geben wir aber auch zivilgesellschaftlichen Vertreter:innen aller Altersstufen im In- und Ausland eine Stimme und lassen sie erzählen, welche Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Wünsche sie gerade umtreiben. Wir wollen gegen Fake-News und Verschwörungsmythen rund um Covid-19, aber auch gegen autoritäre Tendenzen und Panik antreten. Die Sendereihe versteht sich nicht zuletzt auch als ein Archiv der Auswirkungen dieser Pandemie für die Zukunft. Im Programm finden sich neben eigens produzierten Gesprächen fallweise auch Übernahmen anderer Freier Radios zum Thema Covid-19. Die Sendereihe entstand zunächst in Kooperation mit KIT Land Steiermark (Krisenintervention und Interkonfessionelle Akutbetreuung), mittlerweile besteht diese Kooperation nicht mehr. Eine besondere Ehrung wurde der Redaktion mit der Verleihung des Alternativen Medienpreises 2021 zuteil.
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