Stimmen gegen Stille

Stimmen gegen Stille: Der Staat und Gewalt gegen Frauen

Sendetermin 25.10.2023 10:00 bis 11:00
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Feature/Magazin


In Österreich werden durchschnittlich 2-3 Frauen pro Monat ermordet. Der Femizid, also die Ermordung einer Frau, weil sie eine Frau ist (oder generell einem benachteiligtem Gender angehört) ist die Spitze der Pyramide misogyner (frauenfeindlicher) Gewalt. Das Fundament bilden strukturelle Ungleichheit, gesellschaftlich akzeptierte Unterdrückung aller nicht cis-männlichen Personen und normalisierte Formen von Gewalt. Findet diese Gewalt im öffentlichen Raum statt, wird sie zurecht meistens skandalisiert. Sobald sich diese Gewalt aber innerhalb der eigenen vier Wände oder generell in der Familie oder Partnerschaft abspielt, gilt sie in unserer Gesellschaft als sog. Privatsache. Und selbst wenn darüber gesprochen wird, findet oft eine Individualisierung statt: "Sie hätte sich doch trennen können.", "Sie hätte doch wegziehen können.", oder "Sie wird schon ihren Teil dazu beigetragen haben.".

Es wird davon ausgegangen, dass Familie und Partnerschaft “Privatsache” seien und falls es doch zu Straftaten kommen sollte, könne sich die FINTA-Person (FINTA = Frauen, Intergeschlechtliche, Non-binary, Transgender und Agenderpersonen) ja an den Staat wenden. Denn dieser ist doch objektiv. Aber ist das so?

Die Rechtsanwältin und Autorin Asha Hedayati sieht das anders. In ihrem kürzlich erschienen Buch “DIE STILLE GEWALT – Wie der Staat die Frauen alleinlässt” setzt sie sich mit der Frage auseinander welche Rolle der Staat bei der pandemischen Gewalt des Patriarchats spielt. Ist er der schützende Garant der Menschenrechte? Oder doch eher Ausdruck einer heteronormativen sexistischen Herrschaft, die sich durch alle Lebensbereiche zieht?

Die Antworten darauf und weitere Denkanstöße erfahrt ihr in der heutigen Ausgabe von “Stimmen gegen Stille”.

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Information zur Sendereihe

Stimmen gegen Stille
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Stille ist eine Form der stillschweigenden Akzeptanz

Das Patriarchat hat so viele Gesichter wie Unterdrückungsformen. Die einen erfahren es als gesichtsloses System, das sie aus der Gesellschaft drängt. Andere erfahren es als physische oder psychische Gewalt durch Täter*innen. Das Patriarchat ist ein Herrschaftssystem. Herrschaft ist nichts anderes, als institutionalisierte und gesellschaftlich gerechtfertigte Macht. Gewalt ist ein Mittel, um diese Macht durchzusetzen. Wie bei fast jeder Herrschaft über große Menschengruppen, bedarf es nicht nur der Gewalt der Herrschenden, sondern auch die Akzeptanz der Beherrschten, um sie aufrechtzuerhalten.

Stille ist eine Form der schweigenden Akzeptanz. Es ist eine ohrenbetäubende Stille, die in unserer Gesellschaft vorherrscht, angesichts der Unzahl an Fällen sexualisierter Gewalt, Femiziden und struktureller Ungleichheit. Stille, gegen die wir anreden müssen. Stille, gegen die wir kämpfen müssen. Mit unseren Stimmen werden wir das Schweigen brechen, Probleme aufzeigen und Fragen und Forderungen stellen.

“Wir werden Forderungen stellen, die wir zuvor nie gewagt hätten zu stellen, und wir werden dabei nicht "bitte" sagen, denn man sagt gar nicht "bitte" bei Revolutionen. Man sagt nur "danke" zu denen, die mitgekämpft haben.”
― Margarete Stokowski, Untenrum frei

Kulturredaktion
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VON UNTEN-Redaktion


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